Viele Romane sind einfach sehr schön zu lesen, sie unterhalten eine ganze Zeit lang perfekt, sind dann aber auch recht schnell wieder vergessen. Nicht so „Zugvögel“ von Charlotte McConaghy. Wer sich darauf einlässt, in diese außergewöhnlich erzählte Geschichte eintaucht und irgendwann (obwohl man es unter allen Umständen vermeiden möchte) wieder hervorkommt, den beschäftigt das Ganze noch länger. „Zugvögel“ hallt aus so vielen verschiedenen Gründen nach: da ist die wunderschön beschriebene Natur, das insgesamt so poetisch und klar Erzählte, die beeindruckende Heldin …
„Es ist eine Geschichte von Liebe und Verlust – und Vergebung“, wie es die Autorin in einem Grußwort selbst beschreibt (siehe Website Fischer-Verlag), in der es laut Verlag dann auch darum geht: „Franny hat ihr ganzes Leben am Meer verbracht, die wilden Strömungen und gefiederten Gefährten den Menschen vorgezogen. Als die Vögel zu verschwinden beginnen, beschließt die Ornithologin den letzten Küstenseeschwalben zu folgen. Inmitten der exzentrischen Crew eines der letzten Fischerboote macht sie sich auf den Weg in die Antarktis. Schutzlos ist die junge Frau den Naturgewalten des Atlantiks ausgeliefert, allein die Vögel sind ihr Kompass. Doch wohin die Tiere sie auch führen, vor ihrer Vergangenheit kann Franny nicht fliehen. Ihr folgt das Geheimnis eines Verbrechens, die Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe. Und schon bald entwickelt sich die Reise zu einem lebensbedrohlichen Abenteuer.“
Wie Charlotte McConaghy erzählt? Hier ein kleiner Ausschnitt:
„Langsam schieben sich meine Hände unter seine Achselhöhlen. Ich stoße mich vom Boden ab und zerre ihn mit einem gewaltigen Keuchen an die Oberfläche. Jetzt bewegt er sich wieder, holt tief Luft, paddelt auf der Stelle und hält mich im Arm, als hätte er mich gerettet und nicht umgekehrt. Wie zum Teufel ist das jetzt passiert? »Was machen Sie denn da?«, keucht er. Für einen Moment gibt es keine Worte mehr; mir ist so kalt, dass es schmerzt. »Sie waren am Ertrinken.« »Ich bin nur kurz reingesprungen, um wieder nüchtern zu werden!« »Was? Nein, Sie …«“