Die junge russische Schriftstellerin und Filmemacherin Gusel Jachina erhielt für ihren Debütroman „Suleika öffnet die Augen“ 2015 den russischen Nationalpreis Bolschaja Kniga. Die Geschichte der tatarischen Bäuerin Suleika, die aufgrund ihrer Herkunft von ihrem Mann wie Vieh gehalten wird und ihre vier Kinder im Säuglingsalter verliert, ist ergreifend und authentisch. Nachdem Bolschewiki ihren Mann ermordet haben wird sie in ein Lager in der sibirischen Taiga verschleppt. Wie konzentriert und glaubwürdig Jachina vom Schicksal der sich langsam ihrer Selbst bewusst werdenden Suleika erzählt, ihre Beziehung zu dem Kommandanten und Mörder ihres Mannes, Ignatow, beleuchtet und das Zusammenleben im Lager skizziert, hat mich tief beeindruckt. In meinem Geschichtsunterricht wurde sehr einseitig von dieser Zeit berichtet. Durch die Protagonistin habe ich viel über die Situation und die Umstände in Gulags erfahren und kann sowohl die Rolle der Kommunisten als auch der Kulaken besser einordnen und verstehen. Das macht das Buch so ergreifend und wertvoll für mich.